Robert Steng
Geboren 1972 in Deutschland, wo er lebt und arbeitet
Vertreten durch die Galerie La Ligne seit 2023
Werke von Robert Steng
Eindrucksvoll ist der Anblick der Arbeiten von Robert Steng und einen kurzen Moment fragt man sich: Ist das vielleicht sogar Malerei und was soll hier der Begriff Skulptur? Blickt man an den Wänden entlang, sieht man wenige Zentimeter dicke Platten. Ändert man den Standpunkt, so strecken sich einem dicken Balken entgegen, ein paar Schubladen stehen aufeinander, zwei rechte Winkel stoßen aus dem Raum auf einen zu. Liegende Bohlen, dicke Balken nicht genau aufeinandergestapelt, Holzstümpfe in unterschiedlichen Höhen nebeneinander: Thema und Material ist das Holz, zwischen wenigen Millimetern bis zu einem Zentimeter dick geschnitten und auf eine Holzplatte geleimt. Also ist der Begriff „Skulptur" eher eine weitere Täuschung? Über mindestens drei Holzarten und deren verschiedene Oberflächen - vom rissigen Urzustand alten Holzes über die sägeraue bis zur fein geschliffenen hellen Oberfläche und ihre verschiedenen Farb- und Zustandsstufen - tastet sich das Auge an den haptischen Werten jeder einzelnen Fläche entlang und lässt sich täuschen vom Effekt der Perspektive, der Schatten, der lichten Bereiche und der scheinbaren Volumina.
Diese Trompe-l’oeil-Effekte hat es rein formal schon früh in der Kunst gegeben: in antiken römischen Mosaiken, Marmorinkrustationen der Renaissance oder als Intarsien in Türen des Barocks und Rokoko. Schon immer hat die Kunst den Versuch unternommen, in der Fläche die Raumhaltigkeit vorzutäuschen. Der Grafiker M. C. Escher fällt einem da ein, an dessen optischen Verwirrbildern sich dann wieder, nachdem er eine Zeit-lang vergessen war, die Zeitgenossen mit der 3D-Technik inspirierten.
Dieser visuelle Effekt ist aber nicht das Neue an den meist großformatigen Werken von Robert Steng, der schon als 14-jähriger Maler oder Grafiker werden wollte und ab 1992 eine Ausbildung zum Möbelschreiner absolvierte. Über den Kulissenbau für Berliner Theater fand er zum Studium der Kulturwissenschaft in Tübingen und zur künstlerischen Arbeit
Er kommt also vom Holz her, es ist sein ihm in allen Zuständen vertrautes Material. Den gewissenhaften Handwerker verrät das Passgenaue und das Exakte seiner Arbeit. Indem Holz selbst jedoch nie ganz zur Ruhe kommt - vor allem bei den radialen Hirnholz-Querschnitten - muss der Künstler auch die natürlichen Veränderungsprozesse mitberechnen. Ob er vorgefundene Holzstücke wie furnierte oder massive Türrahmen oder Schubladen, abgelagerte Bretter von Hartholz oder Obsthölzern verwendet, ob sie lasiert, lackiert oder verwittert, ausgebleicht oder von Ausblühungen gezeichnet sind - immer entscheidet das künstlerische Auge über ihre haptische Aussagekraft in einem imaginierten bildhaften Kontext.
Dorothee L. Schaefer
Öffentliche Sammlungen (Auswahl)
ZKM, Karlsruhe
Kunstmuseum, Stuttgart
Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm
Regierungspräsidium Stuttgart Arbeiterkammer Oberösterreich
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